Zum Jahresauftakt berichte ich an dieser Stelle von einer gemeinderätlichen Interessengruppe, die sich letzten Sommer auf den Weg gemacht hat, um im Zürcher Gemeinderat konstruktiv, im Dialog miteinander und in neuen, parteiübergreifenden Kombinationen Kleineres und Grösseres zu bewegen. Ich spreche von der Interessengruppe Frauen Gemeinderat, kurz IG Frauen GR, in der seit letztem August um die 25 Gemeinderätinnen aus allen Parteien aktiv sind.
Die IG Frauen GR versteht sich als überparteiliche Dialogplattform und unkompliziertes Netzwerk. Sie bietet den Frauen im Stadtparlament einerseits die Möglichkeit, im Gemeinderat rascher und besser Fuss zu fassen, indem die Frauen sich vernetzen, gegenseitig besser kennen und unterstützen. Dies kann die Form eines informellen Austauschs haben, es ist aber durchaus auch denkbar, dass gemeinsam Vorstösse erarbeitet werden oder dass sich die Frauen vermehrt in den Ratsdebatten zu Wort melden und in der Folge auch gehört und in den Medien erwähnt werden. Andererseits will die IG Frauen GR durchaus auch thematisch aktiv sein, indem ihre Mitglieder frauenrelevante Themen – Themen wie gleicher Lohn für gleiche Arbeit, die Rolle der Frau in der Pflege oder Ausbeutung – aufgreifen und sich überlegen, wie das Thema auf städtischer Ebene gemeinsam und wirkungsvoll angegangen werden soll. Und schliesslich ist es diesen Frauen ein Anliegen, parteiübergreifende Strategien und Massnahmen zu entwickeln, damit der Frauenanteil im Gemeinderat erhöht wird und mehr Frauen sich in die verschiedenen Funktionen im Parlament wählen lassen. Konkret: Künftig kandidieren auf den Wahllisten aller Parteien mehr Frauen, gerade auch auf den vorderen Plätzen, und die Fraktionen portieren vermehrt Frauen für die Wahl ins Ratspräsidium oder für ein Kommissionsoder Fraktionspräsidium; hierzu gehört auch der Kontakt mit Frauen in anderen Parlamenten. Kurz: Ziel ist, Frauen in der Politik sichtbarer zu machen.
Zwei konkrete Ergebnisse hat die IG Frauen GR bereits vorzuweisen: Zum einen hat sie sich eine Identität gegeben mit Logo (siehe oben), Website und Facebook-Page. Zum anderen hat die IG Frauen GR im Hinblick auf die kantonalen Wahlen am 24. März 2019 ein Podium mit den Regierungsratskandidatinnen Jacqueline Fehr (SP), Carmen Walker-Späh (FDP) und Rosmarie Quadranti (BDP) auf die Beine gestellt, moderiert von Andrea Gisler (Frauenzentrale Zürich: 11. Februar 2019, 19 Uhr, Zentrum Karl der Grosse).
Ich persönlich freue mich über diese neue politische Gruppe. Sie ist lebendig und engagiert und funktioniert unkompliziert. Sie wagt andere Wege: Es geht hier nicht darum, Recht und die Mehrheit zu haben, auf Konfrontationskurs zu sein, für sich und seine Partei zu punkten, wie so oft in der Politik. Es geht vielmehr darum, miteinander anders an Themen heranzugehen und die Gemeinsamkeiten zu nutzen. Das ist doch schon mal ein vielversprechender, positiver Jahresbeginn. Finden Sie nicht auch?
Dieser Artikel erschien in „Lokalinfo Züriberg“, Ausgabe vom 10. Januar 2019.