Bewegungen tun uns allen gut

Gemeinderätin Marianne Aubert über Bewegungen, Proteste und die Jugendstreiks

Es gab und gibt Bewegungen in der Bevölkerung, um die niemand herumkommt. Bewegungen, die nicht aus einer Partei heraus oder von grosszügiger finanzieller Unterstützung angekurbelt werden. Es sind Bewegungen, die aus der Notwendigkeit entstehen.

So war es in den 50er-Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Leute arm und traurig waren, die Stimmung überkorrekt, um nicht aufzufallen. Die Beziehungen zwischen den Völkern waren verkrampft und unsicher. Da schwappte die Welle des Jazz, der schwarzen Musik und des Rock ’n’ Roll in jeden Saal, jeden Club, jede Stube über und brachte Bewegung und Freude mit sich. Trotz Drohungen und Verboten gab es kein Halten mehr.

Das Gleiche geschah mit der 1968er-Bewegung. Aus der Unzufriedenheit über das Bildungswesen an den Universitäten, über patriarchale Strukturen, über das verkrustete System begannen Bürgerrechtsbewegungen in den Vereinigten Staaten und gleichzeitig Studentinnen und Studenten in Paris auf die Strasse zu gehen und zu protestieren. Die ganzen 1960er-Jahre waren – auch in der Schweiz – geprägt von Demonstrationen gegen das «System» und den Vietnam-Krieg. Menschen sammelten sich spontan und immer mehr kamen dazu. Die Gesellschaften der ganzen Welt, die Jugend, wurde dadurch nachhaltig geprägt und verändert.

Und wie aus dem Nichts entstand auch die 1980er-Bewegung, als die Jugend ihren Anteil an der Teilnahme und dem Ernstgenommenwerden in der Gesellschaft einforderte. Eine Jugend – meine Jugend – die forderte, dass die Staatsmillionen für alle und nicht nur für die Reichen und für Autobahnen ausgegeben werden sollen. Junge Menschen skandierten dadaistische Parolen, um der Forderung nach einer eigenen Kultur Nachdruck zu verleihen. Durch die jahrelange Hartnäckigkeit konnten viele Visionen verwirklicht werden.

Diese Hartnäckigkeit und Ausdauer wünsche ich der Klimajugend von heute. Weltweit und nicht organisiert gehen Jugendliche, Schülerinnen, Kinder, junge Eltern und auch ältere Menschen auf die Strasse, um auf den Klimanotstand aufmerksam zu machen. Sie fordern uns alle, insbesondere jedoch die Politikerinnen auf, Massnahmen gegen die Klimaerwärmung zu ergreifen. Dem ist der Gemeinderat nachgekommen und hat im März 2019 eine Motion der SP-, Grüne-, GLP- und AL-Fraktion und der Parlamentsgruppe EVP an den Stadtrat überwiesen, die eine stringente Klimapolitik in der städtischen Verfassung mit dem Ziel einer Reduktion des CO2-Ausstosses pro Einwohnerin und Einwohner auf null bis ins Jahr 2030 fordert.

Verbrauch überdenken

Eigentlich weiss es jede und jeder, dass dieser Verschleiss an Lebensgrundlagen nicht ewig so weitergehen kann. Aber durch die Dringlichkeit der Jugendlichen und Kinder, ihre Zukunft nicht zu zerstören, sind wir aufgefordert, unser eigenes Verhalten in Bezug auf das Klima und
den Ressourcenverbrauch zu überdenken und anzupassen. Um den eigenen Fussabdruck, den wir auf der Erde hinterlassen, herauszufinden, empfehle ich den Footprint-Rechner des WWF.

Liebe Schülerinnen und Schüler, bitte steht weiterhin jeden Mittwoch vor dem Rathaus Spalier und erinnert uns vor der Gemeinderatssitzung daran, dass wir über eure Zukunft debattieren.

Dieser Artikel erschien im Lokalinfo „Züriberg“, Ausgabe vom 18. April.

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