Erste Erfahrungen im Gemeinderat

Angelica Eichenberger

Angelica Eichenberger blickt auf ihren Eintritt in den Gemeinderat zurück

Einen Monat vor Abschluss meines Masterstudiums erhielt ich ein Telefonat von Jean-Daniel Strub. Er informierte mich über seinen baldigen Rücktritt und fragte, ob ich als zweite Nachrückkandidatin Interesse hätte, das Amt als Gemeinderätin anzunehmen. Zugegebenermassen war ich etwas überrascht über diese Nachricht und gedanklich im Kapitel 2.3.1 meiner Masterarbeit, jedoch habe ich, ohne zu zögern, mein Interesse bekundet. Gleich nach den Sommerferien sollte es losgehen.

Nachdem wir im Gymnasium während der Gesellschaftspolitischen Woche die Funktion des Gemeinderats kennen gelernt und dann auch durchgespielt hatten, konnte ich mir in etwa vorstellen, wie es sich anfühlen würde, im traditionsreichen und altehrwürdigen Rathaus von Zürich zu sitzen. Dass dies nur zehn Jahre später auch wirklich Realität werden sollte, konnte ich mir als Teenager nicht wirklich vorstellen. Nun kam aber in diesem Corona-Jahr alles anders und die formelle Bestätigung meines Nachrückens fand am 20. August 2020
in der Halle 7 in der Messe in Oerlikon statt. Ein toller Moment war es trotz alledem. Insbesondere war es für mich auch schön, von der Gemeinderatspräsidentin Helen Glaser aus dem eigenen Kreis 7 und der eigenen Sektion begrüsst zu werden.

Die erste Ratssitzung verging trotz einer Dauer von fünf Stunden rasch, gab es für mich während der Sitzung einiges zu bestaunen. So zum Beispiel das Herumgehen der Ratsmitglieder zum Sammeln von Unterschriften für neu einzureichende Vorstösse oder aber das fast schon verschwörerisch wirkende Zusammentreffen von Ratsmitgliedern im hinteren
Bereich der Halle. Nach nun fast einem halben Jahr konnte ich auch schon einige Male mitunterzeichnen oder mich mit meinen «Kommissionsgspänli» aus der Geschäftsprüfungskommission während des Rats über die vergangenen oder kommenden Traktanden aus der Kommission austauschen. Ein erstes Fazit: Es bereitet mir viel Freude, jede Woche die zukünftige Entwicklung der Stadt Zürich aktiv mitzugestalten, und ich bin gespannt auf das Neue, was ich noch kennen lernen darf und lernen kann in meiner Zeit als Gemeinderätin. Trotz langer Sitzungszeiten geht der Mittwochabend durch die teils sehr spannenden Diskussionen und immer wieder auch lustigen Versprecher und Situationen rasch vorbei. Es gibt aber auch frustrierende Momente, wenn das Resultat einer Abstimmung nicht so rauskommt wie erhofft, oder aber, wenn sich einzelne Mitglieder der rechten Ratsseite im Ton und Vokabular vergreifen. Nichtsdestotrotz bin ich gespannt auf die nächsten Monate und Jahre als Gemeinderätin und würde mich auch sehr freuen, bald einmal mit meinen 26 Jahren nicht mehr die Jüngste im Parlament zu bleiben.

Dieser Artikel erschient im Lokalinfo “Züriberg”, Ausgabe vom 14. Januar 2021. Hier geht’s zur vollständigen Erscheinung.

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