Nach 16 Jahren als Gemeinderat und 8 Jahren als Kantonsrat in St. Gallen haben mich die Liebe und der Beruf (endlich) nach Zürich gebracht. Als Kulturschaffender weiss ich ziemlich genau, was wir an Zürich haben: Kaum eine Stadt der Schweiz hat so ein breites kulturelles Angebot, kaum eine Stadt bietet uns Kulturschaffenden so viel Möglichkeiten, tatsächlich von unserer Arbeit zu leben.
Doch die Entwicklung in Zürich macht mir Sorgen: Aussenquartiere wie meine neue Heimat Witikon werden abgehängt – gebaut wird viel, doch daran, dass mit dem Wohnen allein noch nicht gelebt ist, wird kaum gedacht. Wie ist es möglich, dass in Witikon mit seinen 10000 Einwohnerinnen und Einwohnern keine Beiz überlebt und an einen Saal mit kulturellem Angebot schon gar nicht zu denken ist?
Dass die bürgerlichen Parteien das grösste Problem für unser Quartier darin sehen, dass die Strassen auf Tempo 30 gedrosselt werden könnten, zeigt nur, wie wenig Gespür sie haben, dass hier auch gelebt wird – und nicht nur durchgefahren. Zürich ist eben mehr als nur die Innenstadt. Wir müssen dafür besorgt sein, dass unsere Aussenquartiere nicht zu Satellitenschlafstädten verkommen – insbesondere, wenn es sich junge Menschen gar nicht mehr leisten können, in der Innenstadt zu wohnen.
Zürich braucht Leben an den Rändern – dafür will ich mich im Gemeinderat einsetzen
Dieser Artikel erschien im Lokalinfo „Züriberg“, Ausgabe vom 20. Januar 2022. Hier geht’s zur vollständigen Erscheinung.